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Bedeutender Schatzfund

Am 15. Februar 2005 stieß der Haselauer Landwirt Heiner Schuldt bei Renovierungsarbeiten im Lehmfußboden der Diele seines Bauernhauses in Mühlenwurth auf einen alten Bronzekessel, darunter, lagen in ein Tuch eingewickelt, 99 schöne schwere Silbermünzen aus der Zeit von 1546 bis 1626. Die Münzen wogen zusammen rund 2,2 Kilogramm. Als Bärbel Schuldt ihren Ehemann zum Essen holen wollte, rief er: "Du, ich hab gerade einen Schatz gefunden!" Bärbel Schuldt holte schnell ihren Fotoapparat machte ein Foto, was ihren Mann auf dem Lehmfußboden kniend mit den ausgegrabenen Silbermünzen zeigt.

Heiner und Bärbel Schuldt riefen den Moorreger Juristen und Hobby-Archäologen Dr. Hans-Herbert Henningsen an und berieten mit ihm, was jetzt zu tun wäre. 2 Münzen wurden per Einschreiben an das Archäologische Landesamt nach Schleswig geschickt, wo man den Wert des Schatzes sofort erkannte und hoch erfreut war über die ehrlichen Finder. Auch die restlichen Münzen wurden dem Archäologischen Landesamt übergeben. Der Schatz wurde gereinigt, konservatorisch behandelt und vom Numismatiker Dr. Ralf Wiechmann aus Hamburg bestimmt. Es handelte sich um einen aus archäologischer Sicht sehr wertvollen und bedeutenden Fund. Die 99 Silbermünzen hatte ihr damaliger Besitzer mit viel Sachverstand angespart und zusammengestellt, denn sie zeichnen sich durch einen hohen Silbergehalt aus und die Münzen hatten damals eine solide Gültigkeit im Münzumlauf. Mit ihrem Wert konnte man zwölf Tonnen Weizen oder sieben Pferde kaufen.

Der Silberschatz besteht ausschließlich aus Großsilbermünzen, es ist kein Kleingeld dabei. Es handelt sich um 31 Markstücke, 2 halbe Markstücke des wendischen Münzvereins, 45 Taler, 19 Halb- und 2 Vierteltaler.

Aus dem Vortrag der Kuratorin Dr. Marion Bejschowetz-Iserhoht vom Landesarchiv in Schleswig: "Die im Schatzfund enthaltenen Münzen stammen aus sehr verschiedenen Münzprägestätten. Es ist Geld aus aller Welt. Das Verbreitungsgebiet reicht von Schleswig im Norden bis nach Hall/Tirol im Süden, von Meddelburg/Rheinmündungsgebiet im Westen bis nach Kuttenberg/Böhmen im Osten. Dabei sind die süd- und ostdeutschen Prägestätten mir nur wenigen Münzen vertreten. Wenig mehr stammen aus Mitteldeutschland. Deutlich häufiger sind die Gepräge in norddeutschen Werkstätten geschlagen worden, wobei Hamburg und Lübeck deutlich voran stehen. Interessant sind die niederländischen Münzen, die den zu dieser Zeit vorherrschenden Handelsweg an der norddeutschen Küste entlang in den Westen markieren."

Wie bei jedem Schatzfund stellen sich auch hier die Fragen: Wer vergrub den Schatz? Warum? und warum ist er nicht wieder ausgegraben worden? Man kann sich der Frage nach den Besitzern des Schatzes bzw. den jeweiligen Bewohnern der Mühlenwurther Hofstelle nur annähern. Das Schuld- und Pfandprotokoll, Vorläufer des Grundbuches, reicht nur bis 1805 zurück. Die älteren Rechnungsbücher und Steuerlisten erlauben keine Zuordnung von Person und Grundbesitz.

Es lassen sich aber Rückschlüsse ziehen, warum die Münzen verborgen wurden. Ein Motiv und damit eine plausible Erklärung findet sich in den politischen Ereignissen. Da die beiden Schlussmünzen aus dem Jahr 1626 stammen, kann der Schatz frühestens in diesem Jahr vergraben worden sein. Das ist die Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648), dessen Auswirkungen auch die Herzogtümer Schleswig und Holstein nicht verschonten. Wer schon nicht sich selbst und seine Familie vor den Plünderungen und Brandschatzungen der marodisierenden Soldateska in Sicherheit bringen konnte, etwa in den Festungen Krempe, Glückstadt, hinter den sicheren Mauern Hamburgs oder südlich der Elbe in Stade, der brachte zumindest sein Vermögen in Sicherheit. Und auch wer seine Barschaft auf der Flucht nicht mitzunehmen wagte, vergrub sie an verstecktem Ort. Denn wo waren Münzen sicherer dem feindlichen Zugriff entzogen als in der Erde?

So wurden die Haselauer Münzen spätestens im Sommer 1627 vergraben. Mit dem Lübecker Frieden vom Mai 1629 kehrte zunächst Ruhe ein in die Haseldorfer Marsch und die Person, die den Schatz vergraben hat, hätte ihn nun leicht heben können. Es kam nicht dazu. Irgendetwas muß passiert sein, was den Schatz in Vergessenheit geraten ließ..

Auszug aus einem Prospekt vom Archäologischen Landesamt und Landesarchiv im Prinzenpalais Schleswig: " 99 Silbermünzen. Der Haselauer Münzfund aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges".

Professor Dr. Reimer Witt, Direktor des Landesarchives: "Meldungen von Münzschätzen gehören auch im Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein nicht zu den alltäglichen Dingen. Der materielle Wert wird oftmals höher eingeschätzt, als die Verantwortung gegenüber dem kulturellen Erbe; es sind aber gerade diese Münzschätze, die uns äußerst wichtige Einblicke in Fernbeziehungen, in ökonomische Verhältnisse und Entwicklungen, in die Geschichte von Regionen und in den persönlichen Reichtum einzelner vermitteln.

Es ist daher ein besonderer Glücksfall, dass wir heute aufgrund des vorbildlichen Verhaltens des Finders diese Ausstellung eröffnen dürfen. Gleich nach der Entdeckung der 99 Taler wurde der Fund gemeldet und vollständig übergeben, dafür möchte ich der Familie Schuldt ausdrücklich danken, denn das zeugt von Verantwortung gegenüber der Allgemeinheit!"

Der Schneidewinkel der Torten...

Die Schleswiger Archäologen fuhren mehrfach nach Haselau-Hohenhorst, um den historischen alten Bauernhof zu besichtigen und um nach einer evenutellen 100. Münze zu graben. Bestand der Schatz wirklich aus 99 Münzen oder lag irgendwo noch die Münze Nummer 100 im Lehmboden der Diele? Die hundertste Münze wurde trotz intensiver Suche nie gefunden. Die Wissenschaftler waren jedoch nicht allzu traurig, denn sie wurden von Bärbel Schuldt in deren Bauernhof-Café so gut bewirtet, dass sie die 4 Stunden Autofahrt Schleswig-Hohenhorst hin - und zurück schnell vergaßen.

Während der Ausstellungseröffnung rühmte Landesarchivdirektor Reimer Witt den vorzüglichen Kuchen im Café Mühlenwurth und erinnerte sich lebhaft an den "großzügig bemessenen Schneidewinkel der Torten". Bärbel Schuldt erhielt von Professor Witt für das Verzieren ihrer Marzipantorten einen Prägestempel, worin eine der historischen Münzen als Hohlmodel nachgebildet ist.

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